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Ostereier

Gaumenfreuden nach Ostern:
Das Therese-Törtchen

Im Herzen von Lisieux, nicht weit von der Kathedrale Saint-Pierre, lockt das Schaufenster eines Salon de Thé mit süßen, kleinen Gourmet-Köstlichkeiten. Teresa von Ávila sagte einmal: „Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Die Gründerin der Unbeschuhten Karmelitinnen, Thereses Orden, kannte Verzicht und Genuss, alles zur rechten Zeit: „Wenn Fasten dann Fasten, wenn Rebhuhn dann Rebhuhn.“ Sie hatte auch gerne Süßigkeiten genascht und nicht nur ihre kleine Nichte Teresita damit gefüttert.

Da kann ich mich gut rechtfertigen, dass ich nur Teresas Ratschläge befolge. Wenigstens, was das Rebhuhn betrifft… Ich gehe in die Konditorei hinein: Es gibt ein herzförmiges Törtchen, das Sainte-Thérèse heißt! Die süße Kreation enthält Mango (Exotik, Missionsländer), braune Schokoladenkuvertüre (Farbe des Gewandes der Karmeliten) und obendrauf ein kandiertes Rosenblatt (Erklärung überflüssig), alles symbolische Komponenten. Eine köstliche Spiritualität, im wortwörtlichen Sinne, oder eine geistreiche Köstlichkeit? Aus welcher Perspektive immer auch betrachtet, es schmeckt hervorragend!

Als Therese schon sehr krank war, wollte sie gern wieder einen Schokoladenkuchen essen, dann überlegte sie: „O nein, lieber ein so langer, schmaler, ich glaube man nennt ihn Eclair.“ Wenn sie erst die oben genannte Gaumenfreude probiert hätte! Kranke waren auch im Karmel von den Fastengeboten ausgenommen.

Vor dem Fremdenverkehrsamt erinnerte früher eine riesige Milchkanne daran, dass wir uns nicht weit von den Käsedörfern Camembert & Co befinden. Die heutige Rue du Carmel hieß zu Thereses Zeiten Rue de Livarot. Der Ort, nach dem der Käse genannt wurde, liegt zwischen Lisieux und Alençon. Die Hauptstraße nach Norden, von der man zu den Buissonnets abbiegt, hieß damals Rue de Pont l’Évêque, nach einem Ort in Richtung Trouville genannt. Käse schließt den Magen. Und zum Schluss das Dessert. Nun bin ich für weitere geistige Nahrung bereit. Feinschmecker darf man ja sein, immerhin ist es Rebhuhn-Zeit. Gracias, Teresa de Ávila, für deinen Tipp!

Esther Leimdörfer

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