Gott, du hast dem heiligen Louis und der heiligen Marie Zelie die Gnade gegeben, als christliche Eheleute und Eltern den Weg der Heiligkeit zu gehen; gewähre uns auf ihre Fürsprache und durch ihr Vorbild dich zu lieben und dir treu zu dienen und dadurch der eigenen Berufung würdig zu entsprechen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Aus dem Brief der hl. Therese an Abbé Bellière von 26. Juli 1897:
Der liebe Gott hat mir einen Vater und eine Mutter gegeben, die mehr für den Himmel als für die Erde geschaffen waren. Sie baten den Herrn, dass er ihnen viele Kinder schenken und sie ihnen auch wieder nehmen möge. Dieser sehnliche Wunsch wurde erfüllt: vier kleine Engel flogen davon in den Himmel, und die fünf auf dem Kampfplatz zurückgebliebenen Kinder wählten sich Jesus zum Bräutigam. Mit heroischem Mut erstieg mein Vater dreimal den Berg Karmel wie ein neuer Abraham, um Gott sein Liebstes zu opfern; zuerst waren es seine beiden Ältesten, dann die dritte seiner Töchter, die auf den Rat ihres Seelenführers und hingeführt von unserem unvergleichlichen Vater einen Versuch in einem Kloster der Heimsuchung unternahm (der liebe Gott begnügte sich damit, das Opfer anzunehmen, später kehrte sie in die Welt zurück, und dort lebt sie wie in einem Kloster). Diesem Erwählten Gottes blieben nun nur noch zwei Töchter, eine 18 Jahre alt und eine 14.
Diese, »die kleine Therese«, bat darum, auch in den Karmel davonfliegen zu dürfen, was ihr ohne Schwierigkeit von ihrem guten Vater erlaubt wurde. Er trieb sein Entgegenkommen sogar so weit, dass er sie zuerst nach Bayeux, dann nach Rom brachte, um die Hindernisse zu beseitigen, die die Opferung seiner »Königin«, wie er sie nannte, noch verzögerten. Als er sie zum ersehnten Hafen gebracht hatte, sagte er zum einzigen Kind, das ihm noch geblieben war: »Wenn du dem Beispiel deiner Schwestern folgen willst, ich gebe meine Zustimmung. Mache dir meinetwegen keine Sorgen.« Der Engel, der für einen solchen Heiligen die Stütze im Alter sein sollte, antwortete ihm, dass er nach seinem Aufbruch zum Himmel ebenfalls ins Kloster davonfliegen wolle. Das erfüllte ihn, der nur für Gott lebte, mit Freude! Doch ein so schönes Leben musste von einer Prüfung gekrönt werden, die seiner würdig war. Kurze Zeit nach meiner Abreise erlitt der Vater, den wir alle zu Recht so lieb hatten, einen Anfall, der seine Beine lähmte. Dies wiederholte sich mehrmals, doch die Lähmung blieb nicht dort, diese Prüfung wäre zu leicht gewesen. Der heldenhafte Patriarch hatte sich nämlich Gott als Opfer angeboten, und so änderte die Lähmung ihren Weg und legte sich auf das ehrwürdige Haupt des Opfers, das der Herr angenommen hatte. ... Mir fehlt der Platz, um Ihnen bewegende Einzelheiten zu nennen, ich will Ihnen nur sagen, dass wir den Kelch bis zur bitteren Neige leeren mussten: wir mussten uns für drei Jahre von unserem verehrten Vater trennen und ihn frommen Ordensfrauen, aber eben doch fremden Händen anvertrauen. Er nahm diese Prüfung hin, wobei er das ganze Ausmaß dieser Demütigung begriff. Er trieb den Heroismus soweit, dass er nicht wollte, dass man um seine Heilung betete!
Mit Gott, mein lieber kleiner Bruder, ich hoffe, dass ich Ihnen noch weiter schreiben kann, wenn meine Hand nicht noch zittriger wird, ich musste nämlich meinen Brief mit mehreren Unterbrechungen schreiben. — Ihre kleine Schwester »Therese« vom Kinde Jesus u. v. Hl. Antl.
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