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Geschichte des Theresienwerkes

Das Theresienwerk ist aus einem spirituellen Boden hervorgewachsen, genauer, aus der Exerzitientätigkeit von P. Maximilian Breig SJ (1913-1994). Als Soldat im Zweiten Weltkrieg in Frankreich lernte er dort die Verehrung und die Botschaft der hl. Thérèse von Lisieux kennen. Nach dem Krieg hatte er verschiedene Aufgaben inne: Er war von 1950 bis 1956 Spiritual im Priesterseminar in Würzburg, von 1956 bis 1963 erfüllte er als Substitut in der Jesuitenkurie Sekretärsaufgaben, von 1963 bis 1975 war er Priesterseelsorger in der Diözese Augsburg und zugleich Präses der Marianischen Priesterkongregation. Obwohl er in seinem Selbstverständnis immer Jesuit blieb, fühlte er sich sehr der Spiritualität des „Kleinen Weges“ der hl. Thérèse von Lisieux verbunden. Seit 1967 hielt er regelmäßig Exerzitienkurse für Priester und Laien in Lisieux, um auch andere für die Botschaft des „Kleinen Weges“ zu begeistern. Er fand bald Gefährten, die ihn dabei unterstützten, so den Speyerer Weihbischof Ernst Gutting und den Karmeliten P. Theophan Beierle OCD. Im Oktober 1971 erschien erstmals ein dann regelmäßiger „Lisieux-Brief“, der an alle erging, die in Lisieux an Exerzitien teilgenommen hatten oder als Freunde der hl. Thérèse bekannt waren. Ziel dieses Briefes war es, die Gemeinschaft unter den Thérèse-Freunden zu stärken und diese zu einer Vertiefung der Botschaft der kleinen Heiligen zu führen.

Um den 100. Geburtstag der hl. Thérèse (2. Januar 1973) auch in Deutschland zu feiern, lud P. Breig Theresienfreunde aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem Vorbereitungstreffen vom 2. bis zum 4. Januar 1972 nach Würzburg ein. Im Exerzitienhaus Himmelspforten trafen sich 44 Personen, unter ihnen auch Wallfahrtsdirektor Georges Durand aus Lisieux, Weihbischof Ernst Gutting aus Speyer, der Karmelitenpater Theophan Beierle und P. Joseph Jahnel von den Johannesmissionaren.

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Bei diesem Treffen fassten die Versammelten den Beschluss, für die Organisation des Jubiläums ein „Theresienwerk“ zu gründen. Es sollte wegen der Nähe zu Österreich und der Schweiz seinen Sitz in Augsburg haben und wegen der Rechtsfähigkeit im bürgerlichen Bereich und der Ausstellung von Spendenquittungen ein „Eingetragener Verein“ sein. Als Ziel des Vereins wurde formuliert: „Das Leben und die Spiritualität der hl. Thérèse von Lisieux den heutigen Menschen nahe zu bringen durch Veröffentlichungen, Tagungen, Vorträge, Besinnungstage u.ä.“

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Die Gründungsversammlung des „Theresienwerk e.V.“ fand dann am 26. Oktober 1972 in Augsburg statt. Zum ersten Vorsitzenden wurde erwartungsgemäß P. Maximilian Breig SJ gewählt, zu seinem Stellvertreter P. Theophan Beierle OCD. Weihbischof Ernst Gutting wurde als Ehrenvorsitzender gewählt. Am 9. November 1972 erfolgte die kirchliche Empfehlung durch den Augsburger Bischof Dr. Josef Stimpfle. Im Dekret schrieb er: „Möge der Herr seinen Segen dazu geben, dass das geistliche Vermächtnis der hl. Thérèse von Lisieux zur Erneuerung der Kirche beitrage.“ Der Bischof ernannte auch einen Beauftragten des Bistums für das Theresienwerk: Domkapitular Dr. Karl Braun, der diese Aufgabe bis zu seiner Ernennung zum Bischof von Eichstätt im Jahr 1984 innehatte. Das erste Büro des Theresienwerkes wurde im Haus der Jesuiten in Augsburg (Sterngasse) eröffnet.

Am 24./25. Februar 1973 fand die Jubiläumsfeier zum 100. Geburtstag von Thérèse in Würzburg statt. Bei dieser Tagung im vollbesetzten Konzertsaal des Konservatoriums hielt Prof. Dr. Hans Urs von Balthasar den Festvortag. Den Pontifikalgottesdienst im Dom von Würzburg zelebrierte Bischof Dr. Joseph Stangl. In den folgenden Monaten erklärten rund 300 Personen ihren Beitritt zum Theresienwerk. So musste im Juli 1973 das kleine Büro in der Sterngasse aufgrund des starken Wachstums und der vermehrten Aufgaben des Theresienwerkes erweitert werden. Ehrenamtliche Frauen unterstützten P. Breig in der Administration und Organisation, Haupttriebkraft blieb aber stets er selbst.

Im Jahr 1974 fand im März ein weiteres großes Treffen mit 1.300 Teilnehmern in Augsburg statt. In den folgenden Jahren trafen sich die Theresienfreunde in Speyer, Regensburg, Essen, Würzburg, Trier, Freiburg und Luzern zu großen Tagungen, bei denen Theologen wie Ernst Gutting, Barbara Albrecht, Leo Scheffczyk und der evangelische Theologe Ulrick Wickert referierten. Daneben gab es viele Exerzitienkurse, Einkehrtage, Vorträge; es wurden zahlreiche theresianische Schriften veröffentlicht und Originaltexte in deutscher Sprache herausgegeben. Mit den vorhandenen Spendengeldern wurden Priesteramtskandidaten und Projekte in den Missionsländern unterstützt.

 

Da P. Breig eine weitere kirchliche Verankerung des Theresienwerkes vor Augen stand, auch im Hinblick auf seine gute Weiterentwicklung und den Fortbestand in Treue zur Kirche, bat er 1981 Bischof Stimpfle darum, einen „Kernkreis“ des Theresienwerkes als Pia Unio zu errichten. Es waren Mitglieder, die sich freiwillig auf eine geistliche Lebensordnung verpflichteten. Ebenso bat er, eine Gruppe von ehelos lebenden Frauen des Theresienwerkes unter dem Namen „Dienerinnen des Priestertums Christi“ als Pia Unio zu errichten, was am 1. September 1982 geschah. Diese Vereinigung sollte eine „Vorstufe für ein zu einem späteren Zeitpunkt gegebenenfalls zu errichtendes Säkularinstitut“ sein mit dem Ziel, Priester im theresianischen Geist durch Gebet, Opfer und konkrete Hilfe zu unterstützen. Frauen, die sich den „Dienerinnen“ anschlossen, verpflichteten sich, einer eigenen Lebensordnung entsprechend auf die drei Evangelischen Räte.

P. Breig führte einen regen Schriftverkehr mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten, Missionaren und Laien, Erwachsenen wie Jugendlichen, auch mit Mitgliedern anderer christlichen Konfessionen, in welchem er ganz persönlich für die Sache Thérèses warb. Ein besonderes Anliegen war ihm auch, Mädchen anzusprechen, für die er eigene Kreise gründete und eine eigene Zeitschrift herausgab: „Der klare Weg – Mädchen auf dem Weg der hl. Thérèse“.

1986 wurde P. Maximilian Breig von seinen Oberen aufgefordert, aus Altersgründen seine Verantwortung für das Theresienwerk abzugeben und für einen Nachfolger zu sorgen. Er wandte sich in diesem Anliegen an den Augsburger Bischof. Dem Brief legte er einen aktuellen Stand des Theresienwerkes bei: Es hatte im November 1986 1.650 eingetragene Mitglieder, einen Kernkreis von 505 Personen (davon 63 Priester und 12 „Dienerinnen“); 16 bis 20 jährliche Exerzitienkurse wurden angeboten, in 14 Städten gab es monatliche Gebetsstunden; der Lisieux-Brief, der viermal jährlich erschien, hatte eine Auflage von 7.200 Exemplaren; 110 Theologiestudenten in 30 Missionsländer wurden unterstützt; Schriften der hl. Thérèse übersetzt, Bücher publiziert und Broschüren gedruckt.

Nach einer längeren Nachfolgersuche wurde bei der Mitgliederversammlung am 16./17. September 1989 der Augsburger Stadtpfarrer Anton Schmid zum neuen Leiter gewählt und von Bischof Stimpfle bestätigt. Pfr. Schmid führte mit einer großen Liebe zur hl. Thérèse die Exerzitien- und Pilgerfahrtstätigkeit von P. Breig im Rahmen seiner Möglichkeiten fort. Das Theresienwerk nahm an den deutschen Katholikentagen, verschiedenen Kongressen und Veranstaltungen teil und organisierte zahlreiche Theresientreffen im In- und Ausland. Aus Einkehrtagen für Familien entstand unter der Leitung von Monika-Maria Stöcker (Referentin im Theresienwerk) eine neue Jugendgruppe: „Die Flamme“, aus der später das „Forum Thérèse“ für junge Erwachsene hervorging. In Polen und Lettland entstanden Theresienkreise. Ab 2007 wurden mehrmals Reisen mit dem Reliquienschrein der hl. Thérèse bzw. ihrer Eltern in Deutschland und Österreich organisiert und durchgeführt. Jedes Jahr erschien neue Literatur. Ein Höhepunkt in diesen Jahren waren die Selig- und Heiligsprechung der Eltern der hl. Thérèse, die dem Theresienwerk eine neue Dimension zufügten.

Pfr. Schmid leitete das Theresienwerk bis 2019, bis auch er aus Altersgründen den Vorsitz abgab. Bei der Mitgliederversammlung am 28. September 2019 wurde P. Georg Gantioler FSO zum neuen Leiter gewählt. Im Januar 2021 zog das Büro des Theresienwerkes nach Donauwörth um, wo es im Kloster Heilig-Kreuz ein neues Zuhause fand.

Das Theresienwerk hat aktuell rund 1100 Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz und rund 1000 Freunde, die ohne Mitgliedschaft den Rundbrief „Thérèse“ erhalten. Die Gruppe der „Dienerinnen des Priestertums Christi“ erfuhr leider keine weitere Entwicklung und löste sich aufgrund von Nachwuchsmangel, Krankheit und Tod der Mitglieder de facto auf. Der „Kernkreis“ wurde 1998 in „Gebetsapostolat im Theresienwerk“ umbenannt und existiert heute mit rund 400 Mitgliedern als eine lose Gemeinschaft, die die Anliegen des Theresienwerkes durch intensiveres Gebet mitträgt.

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