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Unsere Pilgerreise nach Lisieux im Juli 2025

Rosen und blaue Linien - von Bianca Harrer

 

Etwa fünf Tage vor Abfahrt sagte ich zu meiner Freundin und Wallfahrtsbegleiterin: „Was tun wir da eigentlich? Haben wir uns echt freiwillig dazu angemeldet, eine Woche lang mit vierzig fremden Menschen, zum Teil in einen Bus eingesperrt, der Spur einer Heiligen zu folgen, die für ihren ‚kleinen Weg‘ bekannt ist?“ Müsste da am Ende nicht wenigstens etwas Größeres als nur ein ‚kleiner Weg‘ zur Belohnung winken? Ich muss zugeben, dass ich zeitweise auch Vorfreude auf meine erste Pilgerreise verspürte, aber eben auch zunehmend Unbehagen, welches an diesem Tag wohl seinen Höhepunkt fand und mich solches denken ließ. Ich entschloss mich aber: Augen zu und durch!

Dass Gott mir trotz – oder gerade wegen – meiner Zweifel gleich zu Beginn der Reise Gnade schenken wollte, konnte ich an dem Bus mit freiem Blick zum Himmel erkennen, der uns in Wemding, gemeinsam mit dem, wie sich bald herausstellte, weltbesten Busfahrer, erwartete und in dem wir nach dem Reisesegen durch den Wallfahrtsdirektor von Maria Brünnlein unsere Pilgerreise zur hl. Therese von Lisieux starteten. Mein Unbehagen begann mit jedem gefahrenen Kilometer zu weichen und schon beim ersten Stopp mit Zustieg der restlichen Teilnehmer in Hockenheim bemerkte ich beim Anblick meiner Mit-Wallfahrer zwischen den fremden Gesichtern anderer Raststätten-Besucher einen ersten warmen Hauch von Wir-Gefühl. So schnell? Was war nur mit mir los?

Weiter ging´s mit dem Bus durch die sich bald verändernde Landschaft. Langweilig wurde es nicht. Zwischen Vorstellungsrunde, Lobpreis, Pausen zur rechten Zeit und Rosenkranz, war auch noch Platz für ein kurzes Nickerchen. Ausgestattet mit genug Informationen à la Gantioler-Art über Land, Leute, Geschichte und Bauwerk erreichten wir auch schon das erste Gotteshaus, die Wallfahrtskirche Notre-Dame de l`Epine. Im Vergleich zu den folgenden Kathedralen und Basiliken, eher bescheiden in ihrer Größe, hat sie doch sofort mein Herz gestohlen, wie sie so dastand, voller Würde in den strahlend blauen Himmel ragend, inmitten dieses unscheinbaren Dörfchens. Hier feierten wir unsere erste gemeinsame hl. Messe dieser Wallfahrt.

Ein letztes Mal an diesem Tag in den Bus gestiegen, und wir erreichten Reims. Der französische Koch hatte sich für seine deutschen Gäste eine Besonderheit überlegt: Sauerkraut mit allerlei Würsten und Schweinebauch. Des einen Freud, des anderen Leid (zu welcher Seite fr. Franz sich selbst nach dem dritten, mit guter Absicht bei ihm abgegebenen vollen Teller zählte, blieb sein Geheimnis) – auf jeden Fall scheint ein solcher Abend zusammen zu schweißen, denn schon am nächsten Morgen, also gerade einmal 24 Stunden nach Beginn der Wallfahrt, hatte ich beim Anblick einzelner Mitpilger erste Déjà-vus, den Eindruck, dass wir uns schon lange kennen würden und ein Gefühl von Verbundenheit. Was geschah denn da mit mir?

Die Kathedralen von Reims, von Chartres, von Lisieux, von Metz, die Basilika in Alençon und die Wallfahrtskirche in St. Avold - erstaunliche Meisterwerke, jede mit eigenem Charakter, jede mit eigener Geschichte und was für mich das Tollste ist: Jede ist vor allem Ausdruck von Glaube, Liebe und Hoffnung, durch die Zeit angefüllt mit unzähligen Gebeten. Wie kann ich beschreiben, was in den weiteren Tagen geschah? Eine reine Auflistung der besuchten Orte und des Gesehenen würde nicht gerecht werden.

Geburtshaus, Garten und Taufkirche in Alençon, Lisieux – die Stadt, die mir von Therese erfüllt zu sein scheint, Les Buissonets, die Kathedrale St. Pierre, der Karmel und sicherlich nicht nur mein persönliches Highlight: Die Basilika St. Therese. Aber dafür fehlen mir tatsächlich gänzlich die Worte. Ich denke, dass man selbst einmal den blauen Linien in Lisieux gefolgt sein und die Orte selbst erlebt haben muss, um dies zu verstehen. Wie die Heilige Therese sagt: „Das Herz fühlt Dinge, die kein Wort und nicht einmal ein Gedanke wiedergeben kann…“.

Die Woche verging wie im Flug und ich wäre gerne noch länger geblieben. Mehr Zeit in der Stadt von Therese, mehr Zeit mit der ganzen Familie Martin, mehr gemeinsame hl. Messen, mehr Lobpreis und Anbetung, mehr für Gott und mehr Zeit mit der ganzen Pilgergruppe. Ausgerechnet ich, die ich als Konvertitin bisher noch keinen Zugang zur Heiligenverehrung der Katholischen Kirche gefunden hatte. Ich, die ich mich selbst kenne und weiß, dass Gruppenreisen so überhaupt nicht mein Ding sind. Und doch wäre ich gerne noch länger geblieben. Was war bloß mit mir geschehen?

Ich möchte behaupten, dass die hl. Therese selbst die Dinge in die Hand genommen hat und mich mit Rosen beschenkte. Ich habe meine blaue Linie zu ihr gefunden und zum kleinen Weg, der so groß ist, und ich möchte dieser Linie weiter folgen. Es hat sich etwas verändert und es fühlt sich gut an. Ich wollte Therese besser kennen lernen und habe eine ganze Familie geschenkt bekommen. Wie wundervoll!

Danke für diese Pilgerreise.

Ein Gedicht zur Reise  - von Dr. Stephanie Frey

Mit dem Theresienwerk nach Lisieux sollte es gehn,

damit wir lernen, Thereses kleinen Weg besser zu verstehn.

Drum fuhren wir am Sonntag frohen Herzens los.

Die Freude auf die kommende Woche war groß!

 

Bei Abfahrt viele noch fremd und unbekannt

sich bald jedoch eine gute Vertrautheit fand.

Wie kann es auch anders sein, wenn man in einem Geist ist geeint?

Und dieser Geist hat es wirklich gut mit uns gemeint!

 

In Reims ein lächelnder Engel sich zu uns wand,

dann ging es nach Chartres zum Muttergottesgewand.

Die prachtvollen gotischen Bauten unseren Blick nach oben führten

und die heiligen Orte unsere Sinne und Herz berührten.

 

In Alençon war dann unser nächster Besuch,

wo die Familie Martin eine Heimat schuf.

Die Zeit dort von Liebe und Kreuz geprägt -

mögen sie uns Fürsprecher sein, dass jeder von uns nach ihrem Beispiel lebt!

 

In Lisieux begegnet uns wieder das Muttergottesgewand.

Dieses Mal in Form des Karmel es zu uns fand.

Möge die Gottesmutter ihren Mantel auch über uns legen

und uns beschützen in unserem Leben.

 

In Therese fanden wir schließlich eine Lehrmeisterin,

die uns führt den kleinen Weg zur echten Liebe hin.

In Impulsen wir hierfür noch Unterstützung bekamen,

eifrig den Weg der Therese nachzuahmen.

 

Intensiv waren die Tage voll Gemeinschaft und Gebet,

in denen man merkt: unser Glaube lebt!

Sr. Maria führte uns zu den Heiligen Stätten

und sorgte, dass wir dabei auch Katechesen hätten.

 

Der Abschluss heute eine echte Fügung war.

Kaum in Worte zu fassen – so wunderbar!

Für diese Reise sei Gott gedankt und gepriesen,

der uns wollte in dieses Geheimnis einschließen.

 

Therese, du große kleine Frau

Dir ich diese Fahrt und Menschen anvertrau!

Bitte für uns, begleite uns und lehre uns deinen Weg, den kleinen,

damit wir einmal auf ewig gehören zu den SEINEN!

Fotos: Georg Gantioler, Martin und Simone Seelos; Copyright und Datenschutz bei: Theresienwerk e.V.

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