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Der Jesusknabe der hl. Therese


von Camille Burette, Archivarin des Karmels von Lisieux


Als Therese am 10. Januar 1889, dem Tag ihrer Einkleidung, die Klausur des Karmels betrat, war das Erste, was sie sah, „mein kleiner rosafarbener Jesus, der mich inmitten von Blumen und Lichtern anlächelte“ (MsA, 72v). Im folgenden Jahr, anlässlich ihrer Profess am 8. September 1890, wünscht sie sich, dass die Kerzen des kleinen Jesus, die ihr Vater ihr geschenkt hatte und die sie am Tag ihrer Einkleidung zum ersten Mal angezündet hatte, während der Zeremonie im Kapitelsaal brannten.

Später wurde sie mit der Aufgabe betraut, diese im Kreuzgang aufgestellte Statue des Jesuskindes zu schmücken. Therese kümmerte sich mit größter Sorgfalt darum. Sie verbrachte einen Großteil der stillen Mittagsstunde damit, sie mit Blumen, kleinen ausgestopften Vögeln, Kerzen oder besonderem Schmuck zu verzieren, was den jeweiligen Festen entsprachen, wie z. B. den Passionsinsignien in der Karwoche. Sie war es auch, die das Jesuskind rosa anmalte. Im Seligsprechungsprozess berichtete Sr. Marie des Anges, die Thereses Novizenmeisterin war, dass Therese ihr nach ihrem Tod noch so lebendig erschien, dass sie bei der Überführung ihres Leichnams in den Chor „nicht überrascht gewesen wäre, wenn ihr kleinen Jesus ihr wieder zugelächelt hätte, als sie an seiner Statue im Kreuzgang vorbeigetragen wurde“.


Schwester Marthe de Jésus berichtet: „Als ich eines Abends an der Statue von Thereses kleinem Jesuskind vorbeiging, bemerkte ich den kräftigen Duft von Sonnenblumen. Zuerst achtete ich nicht darauf; da aber der Duft gleich stark anhielt, suchte ich, ihm auf den Grund zu gehen. Als ich die Ursache nicht fand, benachrichtigte ich unsere Mutter Marie-Ange, die kam und denselben Duft bemerkte. Sogleich dachte sie an Sr. Therese vom Kinde Jesus, und der Geruch verschwand sofort. Es war das erste Mal, dass unsere kleine Heilige sich uns auf diese Weise offenbarte.



Während des Zweiten Weltkriegs, als die Karmelitinnen in der Krypta der Basilika Schutz fanden, kam es am 7. Juli 1944 zu einem Bombenangriff. Eine kleine Gruppe von Schwestern begibt sich am nächsten Tag zum Karmel, um die Schäden zu begutachten. In den Chroniken des Klosters heißt es: „Im Kreuzgang tritt man auf zerbrochenes Glas; das Fenster und die Tür des Oratoriums sind fast alle zersplittert, aber die Vitrine mit Thereses kleinem Jesuskind hat nicht einmal einen Sprung! Unsere Heilige beschützte das ihr so wertvolle Kind!“

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