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Ein Karmel in der Ukraine


Der russische Schriftsteller Leo Tolstoi nennt seinen bedeutenden Roman „Krieg und Frieden“. Dass diese Worte heutzutage wieder eine Aktualität haben werden, konnte niemand voraussehen. Das Online-Portal Kirche in Not berichtet, seit 1991 gibt es in Kiew ein Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen. Die Anfänge waren bescheiden und schwierig. Nun schreibt die Catholic News Agency, dass am 9. März 2022 die Karmelitinnen geflüchtet sind und in einem polnischen Kloster Zuflucht gefunden haben. Die Generalkurie in Rom gab bekannt: „Da der Krieg mit seinem Schrecken (Mord und Vergewaltigungen) nahe ist, haben die Schwestern von Kiew beschlossen, die Ukraine zu verlassen.“


Die Karmelitinnen aus dem schwer umkämpften Charkiw wollten zuerst mit der Bevölkerung in der Stadt ausharren. Der Ortsbischof forderte sie im Namen des Gehorsams auf, wegen ihrer Sicherheit zu fliehen. So haben die elf Schwestern am 24. Februar 2022 ihr seit 1995 bestehendes Kloster verlassen. Die obengenannte katholische Agentur berichtet weiter, dass die Karmelitinnen nach einer langen, gefährlichen und anstrengenden Flucht zuerst in der Slowakei angekommen sind, dann sind sie weiter nach Polen gereist. Schwester Maria vom hl. Josef, Sr. Ludmila vom barmherzigen Vater und die Postulantin Alena erzählen über die Flucht, dass sie sich trotz allem, immer in Gottes Hand geborgen fühlten. Da kein Karmelitinnenkloster groß genug ist, um alle Schwestern aufzunehmen, hat man im Wallfahrtort Tschenstochau ein leerstehendes Haus als Not-Kloster angemietet. Bevor die Schwestern aber einziehen können, muss man einige Reparaturarbeiten machen und das Nötigste beschaffen.


Weil der Name Kreml ständig in den Nachrichten vorkommt, ist mir aufgefallen, dass die Buchstaben des Wortes, wie in einem Anagramm, die des Karmels sind. Ein zusätzlichen „a“ kommt im Namen Karmel vor. Das Wort Kreml bedeutet ein befestigtes Zentrum in den altrussischen Städten. Also nicht nur in Moskau, wobei dessen Kreml der berühmteste ist. Ein Kreml, ähnlich wie eine Burg, ist meistens auf einer Anhöhe und in der Nähe eines Flusses gebaut. Das slawische Wort Krem bedeutet Schutzmauer, Festung. Das altgriechische Krimnos heißt steiler Ufer.


Nun, ist der Karmel nicht eine geistige Festung? Den Berg Karmel erklimmt im Geiste in seiner „Aufstieg auf den Berg Karmel“ schon vor einem halben Jahrtausend der heilige Johannes vom Kreuz. Auch auf dem Wappen des Karmelitenordens ist der Karmelberg dargestellt. Die vor 400 Jahren heiliggesprochen Teresa von Ávila, Gründerin des Theresianischen Karmels, verglich die Seele mit einer inneren Burg. Der Karmel als kontemplatives Kloster ist in spirituellem Sinne die Festung Gottes schlechthin.


Papst Franziskus hat am 25. März, am Fest der Verkündigung des Herrn, die Ukraine und Russland an das Unbefleckte Herz Mariens geweiht. Der von ihm beauftragte Kardinal Krajewski tat dasselbe in der Basilika der Mutter Gottes in Fatima. Die deutschen Bischöfe vollzogen diese Weihe ebenfalls. Die Botschaft von Fatima hat an ihrer Aktualität nichts verloren! Unser Flehen, unser Ruf nach Frieden vereint sich mit den Gebeten der Karmelitanischen Familie auf der ganzen Welt. Therese von Lisieux, die „im Herzen der Kirche die Liebe sein wird“, betet mit uns im Himmel. All das gibt uns Zuversicht in diesen schwierigen Zeiten.


Maria, Königin des Friedens, bitte für uns!


Esther Leimdörfer

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