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Papas Tod macht auf mich nicht den Eindruck eines Todes, sondern eines wirklichen Lebens.

Brief 170 an Schwester Therese-Dosithee (Leonie)


J.M.J.T.

Jesus +


20. August 1894


Meine liebe Schwester,

Ich schriebe Dir gern einen langen Brief, doch es stehen mir nur ein paar Minuten zur Verfügung. Man wartet auf meine Zeilen, um den Brief zur Post zu bringen.

Seit unser geliebter Vater in den Himmel eingegangen ist, denke ich mehr als je an Dich. Ich glaube, Du empfindest genauso wie wir. Papas Tod macht auf mich nicht den Eindruck eines Todes, sondern eines wirklichen Lebens. Nach sechsjähriger Abwesenheit finde ich ihn wieder. Ich fühle, wie er um mich herum ist, mich anschaut, mich beschützt...

Liebste Schwester, sind wir nicht noch inniger verbunden, wenn wir jetzt zum Himmel schauen und dort einen Vater und eine Mutter entdecken, die uns an Jesus verschenkt haben?... Bald werden ihre Wünsche erfüllt, und alle Kinder, die der Liebe Gott ihnen geschenkt hat, werden Ihm auf immer verbunden sein...

Ich verstehe, wie leer es für Dich beim Abschied von Celine werden wird, aber ich weiß auch, wie großherzig Du unserem Herrn gegenüber bist, und das Leben geht ja so schnell vorüber... Danach werden wir vereint sein, um uns nie mehr zu trennen, und wir werden glücklich sein, für Jesus gelitten zu haben...

Liebste Schwester, verzeih mir diesen hässlichen Brief, schau nur auf das Herz Deiner Therese, die Dir so vieles sagen möchte, das sie nicht ausdrücken kann...

Überbringe der Frau Oberin und Deiner lieben Novizenmeisterin meine ehrfurchtsvollen Grüße.

Sei bitte so lieb und gib Celine, wenn sie Dich besucht, so bald wie möglich den Brief.

Leb wohl, liebste Schwester, vergiss nicht, für die kleinste und unwürdigste Deiner Schwestern zu beten


Therese vom Kind Jesus, vom Heiligen Antlitz

rel. carm. ind.

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